Der Morgen ist so grau und neblig, dass noch nicht mal die goldenen
Verzierungen der Kirche glänzen. In der Nacht hat es mal wieder stark geregnet.
Ca. 150km vor Novosibirsk hängt dann ein beißender Gestank
in der Luft, es riecht nach Waldbrand. Irmi wird mir später am Telefon
erzählen, dass in Nordsibirien riesige Flächen brennen und ganz Sibirien unter
einer Rauchglocke liegt.
An der Straße werden Pilze und andere Dinge verkauft, wir
kaufen frische Pilze und einen Becher Himbeeren. Also wird es heute Abend
Pilzpfanne geben, die Himbeeren naschen wir während der Fahrt.
In Novosibirsk sehen wir den Ob in seiner ganzen
Mächtigkeit, trotz des mäßigen Wetters segelt eine Schar Optimisten herum und
Motorboote fahren. Denen scheint der Qualm nichts auszumachen, mir brennen die
Augen.
Wir überqueren den Ob auf einer riesigen, ganz neuen Brücke
und quälen uns dann durch den Großstadtverkehr. An einer Ampel geht es einem
nicht schnell genug, er fährt eine längere Strecke über den Fußweg, die Fußgänger müssen halt Platz
machen. Auch das sind die Russen, manchmal rücksichtslos, insbesondere die, die
sich für etwas halten.
Wammerl, für die Norddeutschen geräucherter Bachspeck, und Zwiebeln
für die Pilzpfanne erstehen wir in einem Supermarkt. Die Kassiererin hat
mindestens 150kg, quatscht mich auf Russisch voll, lacht und kräht mir dann ein
fröhliches „Auf Wiedersehen“ hinterher.
Auf dem Weg nach Westen überholt mich ein Volvo Lkw mit
hoher Geschwindigkeit, mindesten 100km/h und wird dann ein wenig langsamer, das
ist für die nächsten 150km mein Pacemaker, ich bleibe schön in seinem
Windschatten und so kommen wir flott voran. Geschwindigkeitsbegrenzungen
interessieren ihn nicht, er kennt wahrscheinlich die Stellen, wo kontrolliert
wird, denn manchmal wird er langsamer.
In Kargat, einem kleinen Nest abseits der Hauptstraße finden wir einen ruhigen
Übernachtungsplatz neben dem Friedhof, an dem sogar ein brauchbares, mobiles
Internet vorhanden ist, das wir zum Skypen nutzen.
Dann wird gekocht, es gibt eine riesige Pilzpfanne,
eigentlich viel zu viel, aber wir putzen es weg.
Ich spaziere ein wenig über den Friedhof und schaue auf die Grabsteine, alt werden die Leute hier nicht. Nur ein Grab eines Paares finde ich, wo beide über siebzig geworden sind. Viele sehr junge Menschen liegen hier, warum wohl, schlägt auch hier der Discotod zu? Auf fast allen Grabsteinen sind die Bilder der Verstorbenen und überall stehen Bänke und Tische herum direkt neben den Gräbern.
Die Mücken jagen mich ins Auto.
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