Da es kaum Verkehr gibt in
Richtung Russland, war die Nacht sehr ruhig. Es gibt einen Wasserhahn direkt
hinter dem Auto, also füllen wir den Tank auf und gegenüber an der Tankstelle
wird das letzte ukrainische Geld in Diesel umgewandelt, 120ltr bekommen wir
dafür.
Die Ausreise gestaltet sich umständlich, viermal werden die Pässe
kontrolliert, der letzte Kontrolleur braucht ca. 15min dafür, schließlich lässt
er sich von mir das ß in meinem Nachnahmen erklären, auf Englisch. Ober er das
verstanden hat?
Die russische Grenze liegt in
Sichtweite, die mit uns Wartenden
meinen, wir sollen in die LKW-Spur. Der
erste Kontrolleur ist erstaunt, dass wir keine Fracht haben und überzeugt sich
durch Augenschein, dass wir ein Wohnmobil
haben. So geht es weiter, letztendlich dauert es fast vier Stunden, bis
wir durch sind. Alle sind sehr freundlich und bemüht, aber es dauert, bis die
Fahrzeugpapiere von Hand abgemalt sind (wir würden kyrillische Dokumente auch
abmalen) und dann irgendwie mit der kyrillischen Tastatur in den PC eingegeben
sind. Ich schaue durch die Scheibe genervt zu. Plakate an der Wand weisen darauf hin, dass
Korruption und Bestechung strafbar sind.
Hinter der Grenze entdecken wir
weder Wechselstube noch Bankomat, so heißt der Geldautomat in Russland.Auf sehr guter und sauberer Straße
geht es zügig Richtung Moskau, alle Siedlungen liegen abseits der Straße. Wir
sind aufs Angenehmste überrascht, wie sauber es hier ist. Gleich hinter der
Grenze werden wir angehalten, der Polizist will irgendetwas sehen, was ich
nicht verstehe. Ich halte ihm mein Smartphone
vor die Nase, auf dem Display
steht in Kyrillisch „Es tut mir leid, ich spreche leider kein Russisch“. Ein wenig frustriert winkt er uns weiter.
Anfangs halte ich mich an
die vorgeschriebenen 70km/h und werde von den russischen und ukrainischen LKWs
zügig, sehr zügig überholt. Das nervt, also hänge ich mich hinter einem und es
geht deutlich flotter voran, bis zu 95km/h sind wir schnell. Er scheint sich
gut auszukennen, denn immer wieder reduziert er den Speed und dann steht da
auch die Polizei. An einem Autohof fragt Hans-Jörg mal wieder nach einem Bankomaten, ich bleibe beim Auto. Ein junger
Russe springt aus seinem Geländewagen und begeistert um mein Auto herum und
redet wie ein Wasserfall, russisch mit englischen Brocken dazwischen. Mir gelingt es, seinen Redefluss zu
unterbrechen und ihn auf Englisch zu fragen, ob er einen Bankomaten weiß und
halte ihm mein Smartphone unter die Nase mit der hiesigen Karte. Er deutet auf
einen Punkt im Ort und erklärt wort- und gestenreich den Weg dahin. Auch bei
Hans-Jörg hat es geklappt. Tatsächlich, dort ist einer und der spuckt auch
10.000 Rubel aus, was mal gerade €130 sind. Wir bleiben am Autohof stehen, es
hat Wifi. Mittels Google bestelle ich Kotelett mit Pommes und Salat, die ältere
Dame hinter der Theke antwortet wortreich und laut, was wir natürlich nicht
verstehen. Serviert werden Pommes mit Ketchup und Salat, immerhin. Ein
bierähnliches Gesöff (Bier gibt es angeblich nicht) ist warm, klebrig und
teuer, also trinken wir ein Bier vor unserm Auto und ich bekomme die ersten
Mückenstiche der Reise.