Wir besichtigen die zwei
Klostergebäude von außen, sie sind verschlossen, so dauert das Ganze nicht
lange. Eine mongolische Familie erscheint und verschwindet kurz im Kloster. Ich
mache ein paar Aufnahmen mit langem Tele von den älteren Frauen, die
traditionell gekleidet sind. Wir wollen gerade losfahren, als Hans meint, die
wollen das Auto sehen.
Tatsächlich, sie stehen alle auf einem Haufen und
winken. Also stehen bleiben, Treppe raus, Türe auf und alle drängen sich
nacheinander in das Auto mit großem Geschnatter, ohne Schuhe natürlich, denn
Hans hat demonstrativ seine Schuhe auf der Treppe schon ausgezogen. Mit viel
Gewinke fahren wir los nach Khujirt.
Von dort geht es weiter auf einer Piste ins
Orkhon Tal. Dier Piste wird rauer, sehr rau und vor Bat-Ulzii beginnt es auch noch
zu gewittern mit starkem Regen. In dem Ort sind die Straßen mit Schlaglöchern
übersät, die oft 50cm tief und voll Wasser sind. Inmitten dieser Seenlandschaft
stehen zwei Tankstellen, ein bizarres Bild. Hinter dem Ort dann die erste
richtige Wasserdurchfahrt mit richtig viel Adrenalin im Blut, die Ausfahrt war
steil und schräg, das Auto drohte, rückwärts ins den Fluss zurück zu
rutschen. Es war nicht die einzige, kürzeste
und flachste Durchfahrt, weitere werden folgen. Ein deutsches Paar in einem total verschlammten
Landy kommt uns entgegen und berichtet, alles sei fahrbar.
An einer Senke hat ein
mongolischer LKW-Fahrer, der sein Auto festgefahren hat, das Heck hat sich im Boden
verkeilt. Ich fahre so hin, dass ich ihn rückwärts fahrend freischleppen kann,
er denkt, ich will ihn ignorieren und er springt wild neben dem Auto her. Erst
als ich vor seinem stehe, kapiert er und die Panik weicht aus seinem Gesicht.
Ohne mich steckt er ggf. Tage fest, denn mit einem oder zwei Geländewagen kann man den
LKW nicht freischleppen. Er zerrt ein
dickes Stahlseil aus seinem Auto, währenddessen schäkere ich mit seiner Frau
und vor allem mit dem süßen Baby, das sie auf dem Arm trägt. Ich muss nur
wenige Meter ziehen und der LKW kann wieder weiter, fährt hinter mir her. An
einer weiteren Wasserdurchfahrt, die mir ob ihrer Tiefe, der Steilheit der
Böschung und der Fließgeschwindigkeit des Wassers das Adrenalin ins Blut und
den Schweiß nicht nur auf die Stirn treibt, folgt der uns ebenfalls. Wir sind paff, denn Allrad hat der
keinen, da sind wir uns sicher. Aber
viel Erfahrung, er fuhr einen Bogen im Fluss, die wahrscheinlich bessere Furt. Es
war die letzte Wasserdurchfahrt vor dem Wasserfall.
Ich sitze im Auto bei offener
Türe und versuche, das Adrenalin aus meinem Körper zu bekommen. Zwei kleine Mongolen,
ca. acht Jahre alt helfen mir dabei. Mit viel Charme stehen sie erst in der
Türe, dann ziehen sie die Schuhe aus, zeigen mir das und die Augen sagen, wir
wollen bitte ins Auto. Ich kann da nicht widerstehen. Sie erkunden das Auto,
sind begeistert vom Bad und schauen mir zu, wie ich am Computer arbeite. Die
Finger tasten sich heran an das Touchpad, bis ich ihnen einige Grundfunktionen
der Bedienung zeige. Sie kapieren schnell und sind von den Fotos, die sie sich
ansehen und dabei selber weiterblättern dürfen, ganz begeistert. Sie sind ganz nah an mir dran, wie Kinder so
sind, sie riechen ein wenig streng und auch an den Fingern sieht man, ein Bad
würde nicht schaden. Reden tun sie ununterbrochen und schauen mich dabei
fragend an, ich verstehe nichts. Mein Adrenalin ist nach kurzer Zeit weg durch
den Spaß mit den Beiden.
Wir gehen durch Vulkangestein
zu der geologischen Verwerfung, wo der Ulan-Gool 20m in die Tiefe stürzt. Ein wenig
spektakulärer Anblick, wenn man die Fälle in Kanada kennt. Aber die Landschaft
ist schön. Wenn man jedoch die Fahrt
hierher als Tortur empfindet, des Wasserfalls wegen muss man sie nicht auf sich
nehmen.
Zum Abendbrot im Freien gibt
es Brotzeit, Hans hatte Appetit darauf. Tomaten, Paprika, Käse,
mongolischer Cabanossi (gut), Brot und Bier. Die Kinderschar verzieht sich,
nachdem die Tür zum Auto zu bleibt.
Über uns kreisen Greifvögel in niedriger Höhe und fliegen Scheinangriffe
auf einander, sie scheinen großen Spaß an dem Spiel zu haben.
Es gibt hier zwar Mobilfunk,
aber für das Internet langt es nicht, eine Mail habe ich versenden können und
eine empfangen, dann war Schluss.