Die Ausreise ist wie erwartet langwierig. Den ersten Grenzer,
sozusagen die Einlasskontrolle für den Ausgang, konnte ich davon überzeugen,
dass wir mit einem Wohnmobil und nicht mit einem LKW unterwegs sind. Dann
beginnt das Problem mit der Fahrzeugdeklaration, die umständlich untersucht
wird bis dahin, dass die Stempel mit der Lupe betrachtet werden, immer wieder
im Pass nachgelesen und geblättert wird, dann wieder die Zulassung studiert
wird. Dann wird telefoniert, das Auto zweimal kontrolliert, dann sind wir
nach einer guten Stunde durch. Nur die letzte Dame, die unsere Pässe noch
einmal, zum vierten Male, kontrolliert, hat ein Lächeln auf den Lippen. Alle
anderen sind eher vom Typ unausgeschlafener Feldwebel.
An der estnischen Grenze eine kurze Kontrolle des
Autos, auch mit einem Drogenhund, und durch sind wir, wie halt Europäer in
Europa einreisen. Es beginnt zu regnen und hört bis Tallinn nicht mehr auf. Die
Landschaft hat sich nicht wirklich verändert gegenüber gestern, trotzdem meint
Hans, er fühle sich hier wie an manchen Stellen in der Schweiz. Alles ist ein bisschen
sauberer und aufgeräumter als in Russland, die Kühe sind hinter Zäunen und
laufen nicht mehr auf der Straße herum und die Autofahrer sind disziplinierter,
die meisten jedenfalls.
Das City Camping entpuppt sich als der Hof einer ehemaligen
Spedition, ist aber relativ nahe an der Altstadt, nur 3,5km sind es. Ich wasche
erst einmal Wäsche, es hat eine Miele Waschmaschine. Essen gehen wir an einer
Pizzabude und müssen uns erst einmal an die europäischen Preise gewöhnen. Zwei
Pizza und zwei Bier für €20, das hätte in Russland noch nicht einmal die Hälfte
gekostet.
Den Abend verbringen wir mit einem Paar, er ist gebürtiger
Burgkirchener und sie Chinesin, sie leben sowohl in China als auch in
Deutschland. Sie sind mit einem nagelneuen T6 Camper unterwegs und erzählen,
dass die chinesischen Freunde nicht verstehen können, warum sie nicht in
Fünfsternehotels übernachten. Sie erzählen von den gewaltigen Veränderungen in
China, eine Kleinigkeit am Rande, die meisten Chinesen wollen die typische
Hocktoilette nicht mehr benutzen, so sind an den Unis dort Staus vor den wenigen
Sitztoiletten, während die Hocktoiletten unbenutzt bleibe, man wartet lieber.
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