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Sonntag, 10. Juli 2016

09.07.2016 Warten in Ulaanbaatar



Der Sendungsstatus sagt, das Paket hat die Station Incheon in Südkorea verlassen. Morgen ist Sonntag, da wird sich wenig bewegen.


Es ist schon am Morgen sehr schwül, ich habe mir für heute erst Wäsche waschen und dann Betten neu beziehen vorgenommen, also tue ich das auch.  Das Abziehen und neu Beziehen der Matratze ist eine schweißtreibende Angelegenheit, danach bin ich wieder reif für die Dusche. 


Nach Beendigung der Hausarbeit laufe ich zur Bushaltestelle, um in die Stadt zu fahren. Der Blick nach Westen jedoch zeigt mir, dass dies keine gute Idee ist. Ich gehe die paar Schritte zurück zum Oasis und bin dort gerade angekommen, als das Gewitter mit Starkregen losbricht.


Nach zwei Stunden fahre ich dann doch, der Verkehr steht nun selbst vor dem Oasis, aber der Bus kommt relativ gut voran. Im Zentrum stehen riesige Pfützen, teilweise mehr als 20cm tief, insbesondere die Busfahrer scheinen sich einen Spaß daraus zu machen, da möglichst schnell durch zu fahren. Das Wasser spitzt dann über die geparkten Autos bis auf den Gehweg, der natürlich auch voller Pfützen ist. Viele Mongolen tragen Gummistiefel, sogar die Polizisten, die den Verkehr auf den Kreuzungen regeln. 


Dann bricht wieder ein Gewitter los, auf dessen Ende warte ich zusammen mit einem Mongolen im Eingangsbereich eines Geschäftes. Er fragt mich, woher ich komme. Germany, daraufhin zieht er sein Handy heraus und zeigt mir stolz Bilder von einem Oldtimer, mit dem er an einer Rallye in oder durch Deutschland teilgenommen hat. Er gehört also zu den besonders gut betuchten Mongolen. Ich zeige mich beeindruckt, ziehe mein Handy heraus und zeige ihm mein Auto, mit dem ich hier in der Mongolei bin. Das beeindruckt ihn ebenfalls, denn in der Mongolei gilt „Hast Du was, bist Du was“.


Der Regen lässt nach, wir verabschieden uns mit Handschlag, ich sprinte zum Bus, das erscheint mir angesichts des Himmels sinnvoll. Im Bus setze ich mich neben eine Mongolin, die sofort einschläft, als der Bus losfährt. Ihre eingekauften Sachen lässt sie aber nicht los. Ihr Oberkörper schwankt hin und her, manchmal lehnt sie sich an mich. Ich wechsele trotzdem nicht den Platz. Eine Haltstelle vor dem Oasis schmeißt der Fahrer alle Passagiere aus dem Bus und fährt leer weiter, alle schauen verblüfft.  Ich muss meine Nachbarin wecken.


Ich laufe zum Oasis, es tröpfelt nur leicht. Zum Abendessen gibt es eine riesige Schüssel gemischten Salates, wir hatten mit heißem Wetter gerechnet und Hans-Jörg hat entsprechend eingekauft. Das muss nun gegessen werden. Hans schnippelt den Salat, das Dressing muss ich machen.

Den Abend verbringen wir unter dem Zeltdach zusammen mit Josef und vier polnischen Motorradfahrern, die aus Magadan zurück gekommen sind, der nordöstlichsten Stadt Russlands, die per „Straße“ erreichbar ist. Wir sprechen englisch, einer der Polen spricht es fast perfekt, er lebt in GB. An der mongolischen Grenze hat er mit seiner Wohnortangabe "United Kingdom" große Problem, dass kannte man nicht. So sprechen wir nicht nur über die Reiseerlebnisse und –pläne, sondern auch über den Brexit und über Politik im Allgemeinen.

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