Wir sind in Ulaanbaator, das
Ersatzteil kommt aber "spator", kalauert Hans, als ich ihm die schlechte Nachricht
überbringe. Er zumindest hat seinen Humor nicht verloren. Aber der Reihe nach.
Josef fährt, ebenso Mlado und
Marko und Alberto und Viola, also großes Abschied nehmen, bei allen schwingt
ein wenig Wehmut mit, es waren doch schöne und zum Teil intensive Stunden, die
wir miteinander verbracht haben. Außerdem würden wir auch gerne fahren!
Der Bus bringt mich zur DHL,
die hat noch geschlossen, öffnet erst um 11:00. Also laufe ich die drei
Kilometer zum Stadion (ich erwähne die zurückgelegten Strecken deswegen, weil
ich mich wundere, dass mein Rücken das alles klaglos und ohne Doping mitmacht)
und schaue wieder den Ringern zu. Heute sind deutlich weniger Zuschauer da, die
aber feiern die Sieger mit viel Beifall, insbesondere dann, wenn der
vermeintlich Schwächere gewinnt. Beim mongolischen Ringen gibt es nämlich keine
Gewichtsklassen.
Nach einer Stunde habe ich genug und umrunde das Stadion. Fast alle Buden bieten
etwas Essbares an, leider nicht für mich, denn es gibt überall Schaffleisch in
vielerlei Art oder eben jene Spieße mit Pferdefleisch und viel Fett. Bei einem
Grafiker lasse ich meine Hand in Rot auf Papier „drucken“, daneben schreibt er in
altmongolischer Schrift meinen Namen, sagt er zumindest. Mir jedenfalls gefällt
es.
Schon gestern ist mir
aufgefallen, auf dem gesamten Festgelände gibt es keinen Alkohol zu kaufen,
niemand hat welchen dabei und Betrunkene oder Angetrunkene laufen auch nicht
herum, sehr angenehm.
Zurück bei der DHL, es ist
geöffnet, kommt dann der Schock. Das Paket ist in Ulaanbaatar, aber der Zoll
hat bis einschließlich Freitag geschlossen wegen des Festes. Was für eine Sch…
Es arbeiten so viele trotz des Festes, warum nicht der Zoll. Morgen werde ich eine Zollagentin anrufen,
vielleicht fällt der etwas ein. Wenn nicht, müssen wir etwas gegen den
aufkommenden Lagerkoller tun.
Am Abend feiert das gesamte
Camp den Geburtstag von Dimitri, einem russischen Motorradfahrer aus Moskau. Es
gibt Fisch mit Bratkartoffeln und Salat,
ein bairisch-französisch-russisches Gemeinschaftswerk. Helmut und Otto aus Bayern haben soger Balsamico dabei, den sie zum Salat beisteuern.Am Tisch sitzen
der Russe, ein Inder, Engländer, Deutsche, ein Australier und
Franzosen, also Völkerverständigung pur. Kommuniziert wird in Englisch, das von
Dimitri ist erstaunlich gut. Einmal steht Dimitri auf und meint, wir haben ein
Problem, es wird zu wenig getrunken, echt russisch eben. Trotzdem halten sich
alle beim Trinken mehr als zurück, auch Dimitri.
Die Feier trägt dazu bei,
dass der Frust mich nicht übermannt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen