Schluss ist es mit den guten
Straßen, vorerst zumindest. Ca. 50km hinter unserem Übernachtungsplatz wird die
Straße zur Schlaglochpiste übelster Art und das für 250km. Alle anderen Fahrzeuge entscheiden sich für
die langsame Gangart und versuchen, mit max. 30km/h um die Schlaglöcher herum
zu kurven, ein sinnloses Unterfangen für einen Sattelzug. Ich entscheide mich
für die Methode Wellblech und fahre zwischen 70km/h und 90km/h im Vertrauen auf
Auto und Reifen. Die neuen, sehr weichen Geländereifen, zu denen mich mein
Freund Roman überredet hat, bewähren sich nun bestens. So kommen wir relativ „ruhig“
und schnell voran. Der Himmel ist blau mit kleinen, weißen Wolken, die
Landschaft ist grün mit sanften Hügeln und die Flüsse sind völlig unverbaut. Die
Temperatur ist bei angenehmen 18°C. Als dann noch zwei Pick-ups amerikanischer
Bauart aus einer Piste einbiegen, wähnen wir uns in Kanada. Auch vor Elchen und
Bären wird am Straßenrand gewarnt.
Nur die Dörfer, durch die wir ab
und zu fahren, die sind russisch mit ihren kleinen, oft schon halb verfallenen
aber trotzdem noch bewohnten Holzhäuschen. Davor oft eine alte Frau, die eine
Kuh hütet, wahrscheinlich ihr wertvollster Besitz. Auch die orthodoxen Kirchen,
deren vergoldeten Zwiebelkuppeln wir meist schon sehen, bevor irgendetwas auf
eine Siedlung hindeutet, waren in Kanada eher selten. In einem russischen
„Roadhouse“ machen wir eine Pause, dort hat es so gutes Internet, dass telefonieren möglich ist. Auch das Restaurant ist ansprechend und es hat eine
teilweise bebilderte Speisekarte. Auf so etwas hoffen wir für die Nacht.
Die Straße wird wieder besser und
wir kommen zügig voran. Da wir seit Stunden keinerlei Polizei mehr gesehen
haben, stelle ich den Tempomat auf knapp 80km/h und lasse die Pferdchen laufen.
Ein vorausfahrender Kleinbus, der nur 70km/h fährt, könnte ein Polizeifahrzeug
sein, also bleiben wir dahinter, er biegt jedoch bald ab.
Das Rasthaus, vor dem wir dann
stehen bleiben, hat dann weder Internet noch eine bebilderte Speisekarte. Wir
bekommen trotzdem etwas zu essen, eine Art
Frikadelle mit Kartoffelbrei, russischen Salat und Bier.
Die Temperatur ist auch 10°
gesunken, trotzdem tanzen die Stechmücken außen an den Fenstern. Wir
verschwinden zügig in das Auto und haben das auch mückenfrei.
Wir sind jetzt der deutschen Zeit
zwei Stunden voraus. Es ist Ortszeit 22:00 und ich bin nach zwei Bier und neun
Stunden reiner Fahrzeit reif für das Bett. Ich bin schon fast eingeschlafen,
als jemand klopft und 100Rubel (€1,30) Parkgebühren gegen Quittung kassiert.
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