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Donnerstag, 2. Juni 2016

01.06.2016 Auf schlechten Straßen gen Osten



Schluss ist es mit den guten Straßen, vorerst zumindest. Ca. 50km hinter unserem Übernachtungsplatz wird die Straße zur Schlaglochpiste übelster Art und das für 250km.  Alle anderen Fahrzeuge entscheiden sich für die langsame Gangart und versuchen, mit max. 30km/h um die Schlaglöcher herum zu kurven, ein sinnloses Unterfangen für einen Sattelzug. Ich entscheide mich für die Methode Wellblech und fahre zwischen 70km/h und 90km/h im Vertrauen auf Auto und Reifen. Die neuen, sehr weichen Geländereifen, zu denen mich mein Freund Roman überredet hat, bewähren sich nun bestens. So kommen wir relativ „ruhig“ und schnell voran. Der Himmel ist blau mit kleinen, weißen Wolken, die Landschaft ist grün mit sanften Hügeln und die Flüsse sind völlig unverbaut. Die Temperatur ist bei angenehmen 18°C. Als dann noch zwei Pick-ups amerikanischer Bauart aus einer Piste einbiegen, wähnen wir uns in Kanada. Auch vor Elchen und Bären wird am Straßenrand gewarnt.
Nur die Dörfer, durch die wir ab und zu fahren, die sind russisch mit ihren kleinen, oft schon halb verfallenen aber trotzdem noch bewohnten Holzhäuschen. Davor oft eine alte Frau, die eine Kuh hütet, wahrscheinlich ihr wertvollster Besitz. Auch die orthodoxen Kirchen, deren vergoldeten Zwiebelkuppeln wir meist schon sehen, bevor irgendetwas auf eine Siedlung hindeutet, waren in Kanada eher selten. In einem russischen „Roadhouse“ machen wir eine Pause, dort hat es so gutes Internet, dass telefonieren möglich ist. Auch das Restaurant ist ansprechend und es hat eine teilweise bebilderte Speisekarte. Auf so etwas hoffen wir  für die Nacht.
Die Straße wird wieder besser und wir kommen zügig voran. Da wir seit Stunden keinerlei Polizei mehr gesehen haben, stelle ich den Tempomat auf knapp 80km/h und lasse die Pferdchen laufen. Ein vorausfahrender Kleinbus, der nur 70km/h fährt, könnte ein Polizeifahrzeug sein, also bleiben wir dahinter, er biegt jedoch bald ab.  
Das Rasthaus, vor dem wir dann stehen bleiben, hat dann weder Internet noch eine bebilderte Speisekarte. Wir bekommen trotzdem  etwas zu essen, eine Art Frikadelle mit Kartoffelbrei, russischen Salat und Bier.
Die Temperatur ist auch 10° gesunken, trotzdem tanzen die Stechmücken außen an den Fenstern. Wir verschwinden zügig in das Auto und haben das auch mückenfrei.
Wir sind jetzt der deutschen Zeit zwei Stunden voraus. Es ist Ortszeit 22:00 und ich bin nach zwei Bier und neun Stunden reiner Fahrzeit reif für das Bett. Ich bin schon fast eingeschlafen, als jemand klopft und 100Rubel (€1,30) Parkgebühren gegen Quittung kassiert. 


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