Am Straßenrand
sehe ich einen Bauarbeiter, der Beton in einer kleinen Mischmaschine anrührt.
Dazu braucht er Wasser. Tatsächlich, da liegt ein Schlauch und wir stecken ihn
in unseren Tank. Aber es tröpfelt mehr als es läuft, egal, wir nehmen uns die
Zeit. Ein großer, mürrischer, wenig sympathischer Kerl mit nacktem Oberkörper taucht
auf, offensichtlich der Boss. Mein Gruß wird nicht beantwortet und der Schlauch
muss entfernt werden! Wir geben dem Bauarbeiter trotzdem ein ordentliches Trinkgeld.
Auf der Suche nach Wasser fahren wir im Schritttempo durch das Dorf und
entdecken eine Art Handpumpe. Diese stellt sich bei näherem Betrachten als ein
Wasserhahn heraus, man muss ihn gedrückt halten, dann läuft Wasser, nicht nur
am Auslauf, sondern auch sonst wo. Einen Schlauch kann ich nicht anschließen. Wir
holen zwei Eimer und die Gießkanne aus dem Auto und beginnen, den Tank mit der
Gießkanne zu füllen. Ich fülle die Eimer, was dauert, Hans-Jörg kippt den Eimer
in die Gießkanne und diese in den Tank. So geht das sicher 50 Mal, bis der Tank
voll ist. Ich mache noch ein paar Bilder, dabei spricht mich ein alter Mann an,
ich grüße und sage нет Русский,
kein russisch.
Wir wollen losfahren, da kommt er mit etwas Grünem in der Hand,
nimmt ein Blatt davon in den Mund und drückt uns den Strauch in die Hand, wir
sollen probieren. Es ist eine Art Sauerampfer und schmeckt gut. Mit Umarmungen
und Schulterklopfen verabschieden wir uns, nachdem die obligatorischen Bilder
gemacht sind. Jetzt hat er etwas zu erzählen in den nächsten Monaten.
Kurz vor Jekaterinburg dann endlich Internet in einem Kaffee, so gut, dass ich mit Deutschland telefonieren kann. Im Kaffee sitzen drei russische LKW-Fahrer, der eine erzählt uns wortreich etwas woraus wir schließen, er war schon mit dem LKW in Potsdam. Sie essen, trinken Wasser und Kaffee und auch den einen oder anderen Wodka.
Der erste „Campingplatz“ entpuppt sich als ein staubiger, etwas
heruntergekommener Rastplatz für LKWs, samt Reparaturwerkstatt, hier ist kein
Ruhetag möglich. Also weiter zum nächsten. Der liegt in einem
mückenverseuchten, vermüllten Wald und ist ein Ferienheim für Kinder. Wir
dürfen nicht stehen bleiben.
Also zurück zum ersten Platz, da gibt es wenigsten WLAN.
Den Ruhetag verschieben wir und auf die Besichtigung von Jekaterinburg verzichten wir, es lohnt einfach nicht. Es ist eine 1,5 Millionenstadt, geprägt von der
Stahlindustrie. Sehenswerte Kirchen werden wir sicher noch finden.
Was unterscheidet amerikanische und russische Trucker?
Amerikanische tragen Jeans und Cowboystiefel,
russische Adidas und Flip-Flops. Die Bäuche sind die gleichen.
Mit Ohrenstöpsel gehe ich schlafen.
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