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Mittwoch, 15. Juni 2016

14.06.2016 Auf Wiedersehen Russland und am östlichsten Punkt der Reise



Es gibt keine LKW-Werkstatt, die großen Tore bleiben geschlossen. Auch in Ulan Ude sehen wir keine Werkstatt, die uns die Räder umstecken könnte, also fahren wir weiter in Richtung Mongolei. Die Temperatur steigt kontinuierlich an bis 28°C. Die Landschaft verändert sich, erst wird der Wald lichter, es erinnert mich an Idaho bzw. Ketchum, wo Hemingway lebte und begraben ist. Dann wird sie immer weiter, mongolischer sozusagen.

An der Grenze stehen wir  an einem geschlossenen Tor neben einer Reihe mongolischer Fahrzeuge, die vollgepackt sind mit Grundnahrungsmitteln, die scheinen also in Russland deutlich billiger zu sein als in der Mongolei. Wir werden vorgewinkt und freundlich und zügig abgefertigt. Dann wieder ein Zaun mit Tor, dahinter eine Desinfektionswanne, durch die ich fahren muss. Ich fahre vor unter eine Halle, aber mir fehlt irgendein Zettel, also zu Fuß zurück an einen Schalter, wo ein mongolischer Beamter an der deutschen Zulassung verzweifelt. Trotzdem gibt er irgendetwas in den PC ein,  zu meiner Verwunderung mit einer QWERTY-Tastatur, keiner kyrillischen. Dann bekomme ich einen Zettel, auf dem nur handschriftlich eine Nummer eingetragen ist .Zum ersten Male merke richtig ich den Unterschied zwischen Asiaten und mir,  die anderen Wartenden drängeln ungeniert an mich heran, Körperkontakt ist überhaupt kein Problem für die, für mich schon. Wenn es wenigstens wohlproportionierte Mongolinnen wären, die drängeln, nein, es sind meist dürre, schmuddelige Männer.

Dann Passkontrolle und Durchgang durch eine Sicherheitsschleuse.  Dahinter ist ein Geldautomat, dort holen wir 20.000 mongolische Tugrik, weniger als €100.

Eine kleine Mongolin stöckelt im engen Rock auf uns zu, der Zoll. Sie schaut in viele Schubladen und Schränke, lässt uns Taschen öffnen und ist richtig lästig. Nach ca. 20min fragt sie mich, sie spricht ein wenig Englisch, wie lange denn die Russen für die Kontrolle benötigt hätten, 5min meine Antwort. Dann hört sie auf. Kurz hat sie noch die Anwandlung, das Fahrerhaus zu inspizieren, scheitert jedoch an Rock, Stöckelschuhen und der hohen Trittstufe. Und ich helfe natürlich nicht. Auf dem Weg zum Office, fragt sie mich, wo wir in Ulaanbaatar sein werden, im Oasis, meine Antwort. Im Büro dann will sie unsere Pässe  haben, kopiert diese (in einen riesigen Kopierer legt sie ein Blatt Papier in den Vorratsbehälter, das dann prompt klemmt) und fordert mich auf, die Adresse des Oasis auf die Kopie zu schreiben. Die habe ich nicht im Kopf, sondern in meinem PC. Dann solle ich ihn holen gehen. Allmählich steigt mein bis dahin moderater Adrenalinspiegel an, aber ich hole den PC, schreibe die Adresse auf die Kopie. Nun will sie auch die Telefonnummer haben, da platzt mir der Kragen und ich frage sie, was das soll, was ihr Problem sei, sie sei Zoll und keine Border Control, die hätten wir schon passiert. Und wenn ich jetzt nicht sofort meine Zollpapiere bekäme, drehen wir auf der Stelle um und geben unser Geld in Russland aus und nicht in der Mongolei, die benötige offensichtlich keine Touristen und deren Geld. Sie faselt etwas von unserer Sicherheit, die sie sicher stellen möchte. Ich nehme ihr meinen Pass aus der Hand und zeige ihr die vielen Stempel von USA über Mexiko bis Argentinien mit dem Hinweis, ich könnte für meine Sicherheit ganz gut selber sorgen und das seit vielen Reisen und Jahrzehnten.

Etwas kleinlaut drückt sie mir die Papiere in die Hand, die seit einer halben Stunde auf ihrem Schreibtisch liegen und wünscht eine gute Reise. Sie wollte sich wohl wichtigmachen.
Wieder ein Tor und die vierte Passkontrolle, dann müssen wir ca. 5€ Tax bezahlen, wofür auch immer. Dahinter das Versicherungsbüro, umgerechnet €25 in bar sind fällig. 

Nun sind wir in der Mongolei, dem zweiten großen Ziel. Der Grenzort dahinter ist wie viele Grenzorte heruntergekommen, also nichts wie durch. An den Tankstellen hier langweilt sich das Personal, kein Wunder, der Sprit ist hier doppelt so teuer wie in Russland,  wo wir die Tanks noch einmal randvoll gemacht haben. Dreimal passieren wir Mautstationen, wo wir zwischen 3000 und 5000 Tugrik bezahlen müssen.

Hans-Jörg möchte wie an jedem Abend unbedingt zum Essen gehen, findet jedoch kein Lokal, so stellen wir uns auf eine Wiese zwischen Eisenbahn und Straße, Hans-Jörg serviert Ravioli aus der Dose, woher sonst.

Mit einem Bier in der Hand genießen wir den Sonnenuntergang über den Hügeln und beobachten die vorbeifahrenden Züge, Kohle und Holz ins Landesinnere, sicher aus Russland und auch Personenzüge unterschiedlicher Bemalung, wir erkennen Waggons der Transsib. Kommen die aus Peking?
Nach Sonnenuntergang wird es sofort kalt.

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